Info für Kunstinteressierte

Was ist Emailschmelz?

Ein paar Worte zur Technik, um zu verstehen, wie entsteht, was zu sehen ist:

Eine innige Verbindung entsteht zwischen dem Kupfer und dem Glas, wenn dieses mit hohen Temperaturen zum Schmelzen gebracht wird und sich wie eine Haut über das Metall legt.

Neben Kupfer kann auch ein anderes Edelmetall verwendet werden, zum Beispiel Silber, Gold oder Platin. Kupfer aber ist in größeren Mengen erhältlich und damit preiswerter. Seit dieses Metall bekannt ist und seit man Glas herstellen kann, hat es nicht lange gedauert, dass beides zusammengeführt wurde. Es entstand Schmuckemail schon in antiker Zeit. In Georgien und in Byzanz, beispielsweise genannt, haben Künstler mittels dieser Technik filigrane Arbeiten von höchster Meisterschaft gefertigt.

Erze wie Kupfer kommen aus dem Dunkeln der Erde. Das Glas fängt das Licht ein, das Licht der Sonne und das Licht des Feuers. Deshalb geht ein Leuchten von den mit Emailschmelz verzierten Gegenständen aus. Ein Glanz geht selbst von mattierten Flächen aus, weil das Material seine Herkunft immer zeigt: Es ist der Erde entnommen und im Feuer zum Leben erweckt.

Das Material begegnet uns allen aber auch in einer profanen Form, der sogenannten weißen Ware: Industrieprodukte.

Das tägliche Leben verbringen wir mit vielen Gegenständen, die mit Emaille überzogen sind: Töpfe, Pfannen, Schüsseln. An ihnen ist eine zweite Eigenschaft des Materials zu erkennen: es ist dauerhaft, schön und praktisch. Es schmückt und schützt den Untergrund. Mit den Farben verschönt es den Alltag und mit seiner glatten leicht zu reinigenden Oberfläche erleichtert es das Leben.

Zurück zur künstlerischen Verarbeitung:

Die gestalteten Flächen dieser Ausstellung zeigen, dass das Feuer auch Wandschmuck und Schmuck für Gegenstände hervorzaubern kann, wenn die Materialien in kundige Hände gelangen.

Die Künstler benötigen das Material: Kupferplatten, Kupferdraht und Glaspulver, gefärbtes Glaspulver. Und sie brauchen gute Ideen für die Gestaltung.

Zu vier Händen, das Motto dieser Ausstellung:

Dora und Hubert Kleemann arbeiten schon viele Jahre zusammen. Daraus ist der Titel dieser Ausstellung entstanden. Zu vier Händen wird seit über dreißig Jahren in der Werkstatt mit dem Emailschmelz gearbeitet, experimentiert und Neues entdeckt. Die Künstler haben auch zusammen in der Burg Giebichenstein in Halle studiert. Zunächst widmete sich jeder von ihnen jedoch etwas anderem. Dora besuchte die Emailklasse und Hubert die Buch- und Schriftgrafikklasse. Später, nach dem Studium und nachdem Hubert Kleemann viele Ausstellungen mit Schrift und Grafik gestaltet hatte, haben sie sich dann entschlossen, eine gemeinsame Werkstatt zu führen und im wesentlichen Emailarbeiten zu fertigen.

Vor allem Gegenstände für Kirchen entstanden zunächst: Kelche, Kreuze, Kreuzwege, Tabernakel und Monstranzen. In vielen Kirchen sind sie in Deutschland zu finden, besonders in der Altmark.

Alles, was Dora und Hubert Kleemann auch an Gegenständen selbst herstellten, wurde durch den Emailschmelz verziert und gestaltet. Dabei haben sich die Künstler für die kirchlichen Gebrauchsgegenstände an historischen Formen und Techniken orientiert. Daneben haben sie experimentiert und eigene Formen und gestalterische sowie technische Möglichkeiten des Materials entwickelt.

Die Zeichnungen können durch aufgelegte Drähte, ebenfalls aus Kupfer oder den bereits genannten Metallen, entstehen oder sie können aufgemalt werden. Wie der Maler mit Farben, so nimmt der Emailkünstler das pulverisierte angefeuchtete Glas auf den Pinsel und malt damit. Wenn Drähte als Trennlinien benutz werden, wird in die entstehenden Zwischenräume das angefeuchtete Glaspulver eingefüllt. Das Glas wird dann mit etwa 800˚ Celsius geschmolzen. Nach dem Erkalten kann das Werk betrachtet werden. Dann sind oft auch erst die durch das Schmelzen entstandenen Farben zu erkennen. Oft muss nachgearbeitet werden, wenn nicht das gewünschte Ergebnis entstanden ist. Nun beginnt die Prozedur von neuem, um der Gestaltung zum Licht der Welt zu verhelfen. So wird oft geschichtet – an manchen Stellen kann der Betrachter in den Untergrund sehen.

Wenn auch alle beide mit dem gleichen Material und in einer Werkstatt arbeiten, so sind doch deutlich verschiedenen „Handschriften“ erkennbar, verschiedene Stilelemente sind bei genauem Betrachten sichtbar. Die Künstler signieren ihre Arbeiten, die zu vier Händen entstanden sind, auch gemeinsam.

Emailschmelzarbeiten entstehen wie beschrieben langsam und sind dann aber langlebig. Die Farben verblassen nicht. Sie schmücken und erfreuen die Augen selbst als eine einfache Fläche lange Zeit.

Der Gegensatz zwischen dem zerbrechlichen Glas und dem festen Metall Kupfer ist ein besonderer Reiz. Das Metall liefert die Gestalt: eine Fläche oder eine Figur, Teller oder Kelch. Das Glas sorgt für die Gestaltung, den Schmuck.

Ein zweiter Gegensatz ist der zwischen dem Handwerk, das unbedingt nötig ist, um Emailschmelz zu fertigen, und der Kunst, die den Betrachter in seinen Bann zieht. Dazu ist ein besonderer Gestaltungswille notwendig. Und so entsteht, was in dieser Ausstellung zu sehen ist. Es scheint ein langsames und damit altmodisches Medium zu sein, mit dessen Hilfe und als deren wesentlicher Bestandteil der Kunstäußerung Ausdruck verliehen wird. Auch dies wird zu einer innigen Verbindung. Die visuellen Eindrücke eines fließenden Universums erstarren in dem Augenblick, indem es erkaltet. Der fließenden heutigen Zeit mit ihrer Flut immer schneller verschwindender Bilder setzen die vier Hände der Künstler Dora und Hubert Kleemann die Bedachtsamkeit und Aufmerksamkeit für jedes Detail entgegen. Und so entstehen dann weitere Preziosen, die besonders auch in Dresden interessierte Betrachter finden werden, wo im „Grünen Gewölbe“ dieses Material auch zu finden ist, aber eben ganz anders verwendet.

Wer sich für Technik und Geschichte des Materials besonders interessiert und sich ausführlich informieren möchte, dem empfehle ich den guten Überblick von Wikipedia unter dem Stichwort „Emaillierkunst“. Wer die Kunstwerke auch sehen möchte, dem empfehle ich einen Besuch in Salzwedel – oder- wenn nicht möglich, sehen Sie sich Kunst-online an: Galerieshop, Veranstaltungen und Musik. Hier können Sie auch exklusiv kaufen.

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